Was ist Geld ?
Ich habe in meinem Bekanntenkreis mal gefragt „Was ist Geld?“ und um spontane Antworten auf die zunächst wohl etwas seltsam anmutende Frage gebeten. Dann ging das Gegrübel los … tja, was ist eigentlich Geld, wie ist der Begriff definiert und was genau versteht man darunter? Ich wollte weg von „man“ und habe die Frage dann umformuliert:
Was ist Geld für DICH ?
bzw.
Was bedeutet Geld für DICH ?
Es kamen von verschiedenen Personen interessante, widersprüchliche und auch ungewöhnliche Antworten dabei heraus, wie z.B.
- Geld ist schön
- Geld ist Macht
- Geld ist die Weltmacht schlechthin
- Zeit ist Geld
- Geld ist Energie
- Geld bedeutet Freiheit
- Geld ist lebenswichtig
- Geld ist unnötig
- Geld ist eine Vision
- Geld ist unnatürlich
- Geld ist Traumerfüllung
- …
Die Antworten stammen teilweise von Buchtiteln, aus Lebenserfahrung und eben dem ganz subjektivem Empfinden zur Bedeutung von Geld.
Definition Geld
Neben den oben genannten subjektiven Beispielen zur Bedeutung von Geld ist es gar nicht so einfach eine allgemeingültige objektive Definition von Geld zu finden. Hier ein paar Denkanstöße und Überlegungen zur Geld-Definition:
Auch wenn Gesundheit, Zufriedenheit und ein sinnerfülltes Leben weitaus bedeutender sind als Geld und Vermögen, sollte doch ein gewisses Mindestverständnis rund um’s Geld vorhanden sein, da es in unserem Alltag andauernd eine wichtige Rolle spielt. Aber gerade bei Geld gilt:
Mehr Schein als Sein – denn ein Geldschein scheint nur etwas wert zu sein.
Genau genommen hat Geld nur den Wert, den ihm die Gesellschaft einvernehmlich zubilligt. Um die Werthaltigkeit von Geld diskutieren zu können, muss aber auch die Herkunft des Geldgebrauchs genauer betrachtet werden.
Eine Geld-Definition kann z.B. über verschiedene Geldfunktionen erfolgen. Geld ist etwas, dass als
- Tausch- bzw. Zahlungsmittel anerkannt wird
- Wertmaßstab bzw. Recheneinheit dient
- Wertaufbewahrungsmittel fungiert
Geld ist ein spezielles Tauschmittel, weil es eben nicht den unmittelbaren Bedarf des Tauschpartners befriedigt, sondern zu weiteren Tauschhandlungen eingesetzt wird. Voraussetzung für diese Art des indirekten Tauschens ist natürlich die allgemeine Anerkennung des Tauschmittels.
Was ist Geld historisch gesehen ?
Ganz am Anfang stand der direkte Tauschhandel. Wer z.B. etwas Fleisch übrig hatte, fand im Dorf bestimmt jemanden, der gewillt war dagegen Werkzeuge, Geschirr oder Kleidungsstücke einzutauschen. Daraus entwickelte sich langsam der indirekte Tauschhandel mit z.B. Salz als anerkanntem Zahlungsmittel. Salz wurde zu einem sog. Warengeld. Von Warengeld spricht man, wenn konkrete Gegenstände oder Materialien als Zwischentauschmittel oder Zahlungsmittel eingesetzt werden. Sollten diese Dinge von jemandem nicht als Geld anerkannt werden, hatten sie immer noch ihren eigenen inneren Nutzwert. Geld-Salz konnte immer auch noch als gewöhnliches Salz verwendet werden, um die Suppe zu würzen oder Fleisch haltbar zu machen.
In manchen Ländern wurden auch Perlen und Muscheln als Geld verwendet. Auch Felle und sogar lebende Nutztiere hatten die Funktion von Geld und dienten als indirektes Tausch- und Zahlungsmittel. Aus dem lateinischen Wort „pecus“ für Nutztiere leitet sich das Wort „pecunia“ ab und „pecunia“ bedeutet Geld.
Wir sind es heutzutage gewohnt bunte viereckige Papierchen und kleine runde Metallscheiben als Geld zu bezeichnen und zu verwenden. Wir sind es gewohnt, dass Geld aus dem Geldautomaten kommt – rund um die Uhr. Das vom Staat herausgegebene Geld ist allgemein anerkannt und gilt als gesetzliches Zahlungsmittel. Geld gibt es in verschiedenen Formen:
- Münzen
- Noten (auch Banknoten genannt)
- Buchgeld (sog. Giralgeld)
Was ist gedecktes Geld ?
Der sog. Goldstandard gilt oft als Synonym für gedecktes Geld. Bei gedecktem Geld wird für die Herstellung von Münzen Edelmetall verwendet, z.B. Gold, das im Wesentlichen einen allgemein anerkannten Wert hat. Die Geldform der Banknoten wird als Schuldverschreibung angesehen, für die ein dem Nominalwert der Banknote entsprechender realer Sachwert hinterlegt ist, z.B. Gold. Wird eine solche Schuldverschreibung bei der Zentralbank eingelöst, ist diese verpflichtet die Menge an Gold herauszugeben, die dem Gegenwert der Banknote entspricht. Daraus ergibt sich, dass die Zentralbank nur so viele Banknoten herstellen bzw. herausgeben darf, wie sie an realen Gegenwerten und Sachwerten in ihrer Verwaltungshoheit auch zur Verfügung hat. Bei gedecktem Geld, also z.B. bei goldgedeckten Papierwährungen, kann die Zentralbank also niemals beliebig viele Banknoten drucken.
Was ist ungedecktes Geld – sog. FIAT-Geld ?
Gold entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert zum Weltgeld. Die USA führten im Jahr 1834 den Goldstandard ein, den Präsident Richard Nixion im Jahr 1971 beendete, in dem er die Goldeinlösepflicht für den Dollar wieder aufhob. Alle anderen Währungen waren zu dieser Zeit über einen festen Kurs an den Dollar gebunden und verfügten dadurch zumindest indirekt über einen Goldstandard. Aber auch für diese Währungen war damit die Einlösbarkeit in Gold zu Ende. Für Kritiker des auf einmal nicht mehr gültigen Goldstandards war dessen Ende auch gleichzeitig der Anfang vom Ende des ungedeckten Geldsystems. Denn nach der Argumentation der Kritiker muss ein System, das Geldschöpfung in beliebiger Höhe ohne Gegenwert zulässt, das also ungedecktes Papiergeld oder staatlich hergestelltes Schuldgeld kreiert, im Laufe der Zeit zusammenbrechen.
Statt ungedecktes Geld sagt man auch FIAT-Geld. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen (fiat = es werde) und hat nichts mit dem italienischen Automobilkonzern Fiat zu tun. Bei einem undedecktem Geldsystem wird Geld aus dem Nichts in beliebiger Höhe geschaffen. Um ungedecktes FIAT-Geld zu erschaffen bedarf es nur entsprechender Beschlüsse der gesetzgebenden Organe eines Staates, ohne dass für den Staat eine Einlöseverpflichtung in Gold bestünde. Die Notenpresse darf also legal rattern bis zum Geht-nicht-mehr.
Weder die Banknoten noch die Münzen haben bei ungedecktem Geld einen nennenswerten Materialwert. Dieses Geldsystem funktioniert einzig und allein auf Basis des gegenseitigen Vertrauens. Die bunten Papierchen und die kleinen Metallscheiben sind nur so viel wert, wie andere freiwillig dafür zu tauschen bereit sind. Sobald das Vertrauen in das bedruckte Papier nicht mehr gegeben ist, steht die Währung vor dem Ende.
Geld-Definition rechtlich – praktisch – kritisch
Der Bundesgerichtshof (BGH WM 1984, 222) hat sich schon mit dem strafrechtlichen Geldbegriff im Sinne der §§ 146ff StGB befassen müssen. Danach ist Geld
… jedes vom Staat oder einer durch ihn ermächtigten Stelle als Wertträger beglaubigte, zum Umlauf im öffentlichen Verkehr bestimmtes Zahlungsmittel ohne Rücksicht auf einen allgemeinen Annahmezwang.
Eine leichter verständliche und praktische Geld-Definition stammt von Dr. Christoph Martenson aus seinem Buch „The Crash Course“ und lautet
Geld ist der Anspruch auf menschliche Arbeit
oder
Geld ist der Anspruch auf eine Leistung
Denn überall wo Geld eingesetzt wird, man möchte man auch immer etwas dafür erhalten, seien es Waren oder Dienstleistungen. Vor dem Hintergrund dieser Geld-Definition schadet es nicht, sich mal folgende Punkte bzw. Konsequenzen kritisch durch den Kopf gehen zu lassen:
- Geld arbeitet nicht, nur Menschen arbeiten – auch wenn Banker etwas anderes behaupten
- Geld hat nur einen Wert, wenn die gewünschte Leistung auch verfügbar ist
- Durch Schaffung von Geld wird keine Leistung geschaffen
Christian Felber schätzt in seinem Buch „Neue Werte für die Wirtschaft – Eine Alternative zu Kommunismus und Kapitalismus“, dass die global im Umlauf befindliche Geldmenge den aktuellen Geldwert aller global verfügbarer Realgüter um das 30-fache übersteigt. Im Umkehrschluss müsste der Wert allen Geldes also im Durchschnitt um den Faktor 30 verringert werden, um zu einem realistischen Wertäquivalent zu kommen. Allein der gesunde Menschenverstand sagt einem doch schon:
Egal viele Milliarden die Zentralbanken an frischem FIAT-Geld auch erzeugen, es entsteht dadurch nicht mehr Leistung auf die man Anspruch erheben könnte.
Zum Abschluss dieses Artikels zum Thema „Was ist Geld ?“ noch ein aus meiner Sicht sehr nachdenklich stimmendes Zitat, das Henry Ford, dem Gründer der Ford Motor Co. zugeschrieben wird:
Es ist gut, dass die Menschen unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen, denn sonst, so glaube ich, hätten wir noch vor morgen früh eine Revolution.
Das Geld aus dem Nichts erschaffen werden kann war mir so bisher noch nicht klar, irgendiwe find ich das ganze befremdlich, ja fast unheimlich